Entstehungsgeschichte unserer Musikkapelle
Nach dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts ging eine große Bewegung durch das Land. Sangesfreudige Leute schlossen sich zu Liedertafeln zusammen, in den Dörfern und Märkten wurden Bläservereinigungen ins Leben gerufen und allmählich entstanden Musikvereine und Musikkapellen. Der erste Versuch, auch in Offenhausen eine Musikkapelle zu gründen, wurde vorn Schulgehilfen Sebastian Heigelmayr 1830 unternommen. Leider ist aus den vorliegenden Aufzeichnungen nicht mehr nachvollziehbar, warum sein Versuch scheiterte.
Das Jahr 1852 ist es, in dem alle rechtlichen und organisatorischen Voraussetzungen getroffen wurden, um die Gründung einer Musikkapelle in Offenhausen zu ermöglichen. Die Bürgerkorpsmusik wurde gegründet und vom Oberlehrer lgnaz Beer als Kapellmeister geleitet. Bemerkenswert ist dann das Jahr 1879. Der erst 19-jährige Hutmachersohn Carl Erlach übernahm die Kapellmeisterstelle. Nach einjähriger Tätigkeit musste er einrücken und an seine Stelle trat Peter Wiesinger, Besitzer des Mörtlgutes in Sittenthal. Ihm gelang es alle Musiker mit Instrumenten zu versorgen. 1888 war Carl Erlach wieder zur Stelle und übernahm auf Ersuchen die Führung der Kapelle.
1888 gab es Streitigkeiten im Bürgerkorps und Auseinandersetzungen in der Musik. Der Zwist war tief greifend.
Als das Korps ein Jubiläumsfest veranstaltete, verweigerte die Musikkapelle ihr Mitwirken. Als Aushilfe wurde die Musikkapelle von Meggenhofen bemüht. Die Folge war das Loslösen vom Bürgerkorps und die Gründung eines selbständigen Musikvereines zu dessen Obmann und Kapellmeister Carl Erlach einstimmig gewählt wurde. Erlach wurde mit Recht der Vater der Musikkapelle Offenhausen genannt. Volle 63 Jahre war er ausübendes Mitglied, 29 Jahre Obmann, 48 Jahre Kapellmeister und 6 Jahre Ehrenkapellmeister. Als Carl Erlach 1933 die Kapellmeisterstelle zurückgelegt hatte, wurde Leopold Kroiß, Saftlermeister in Offenhausen, am 16. November des gleichen Jahres zum Kapellmeister gewählt. Kroiß hatte sein musikalisches Talent von seinem Vater geerbt, das sich sehr bald zu entfalten begann. Als Sängerknabe im Stift Lambach erhielt er Unterricht in Gesang, Harmonielehre und lnstrumentalmusik (Geige, Klavier, Orgel).
Was Erlach mit unermüdlichem Fleiß und einer gewissen militärischen Strenge aufgebaut hatte, pflegte und führte Kroiß in seiner stillen, freundlichen und vor allem bescheidenen Art weiter. Er komponierte auch selber. Die Märsche, die unter seiner Leitung aufgeführt wurden und großen Beifall gefunden hatten, sind allerdings nicht mehr aufzufinden. Was Kroiß bewogen haben könnte, seine Kompositionen noch vor seinem Tod aus dem Archiv zu nehmen, weiß man nicht. In all den Jahren gab es natürlich ein stetes Auf und Ab. In den Kriegsjahren von 1939 bis 1945 ruhte die Vereinstätigkeit, die Instrumente Instrumente blieben stumm. 1970 übernahm Herbert Starzengruber die Führung der Kapelle. Seinen Feinschliff erhielt er bei der Militärmusik. Er übernahm kein leichtes Erbe, musste er doch den nach dem Abgang von Kroiß ausgelösten Generationswechsel verkraften. Es kam ihm während seiner Tätigkeit wohl zu statten, dass er sich sehr engagiert um die Heranbildung junger Musiker gekümmert hat und so wuchs die Musikkapelle unter seiner Führung ständig.
Regelmäßig nahm man während dieser Zeit auch an den Bezirkswertungsspielen und Marschmusikwertungen teil. Wurden bis 1983 die Musikproben immer in Gasthäusern abgehalten, so konnte im Jahr 1984 unter Mithilfe der Gemeinde erstmals in der neuen Turnhalle ein eigener Probenraum bezogen werden. Nach 20-jähriger Arbeit als Kapellmeister übergab Herbert Starzengruber im Jahr 1990 den Taktstock an Franz Eder. Als ausgebildeter Musiklehrer ist er der erste Berufsmusiker in der Reihe der Kapellmeister.
Sein Bestreben war und ist es, das musikalische Niveau ständig zu heben und das Repertoire zu erweitern. Gerade in den letzten Jahren veränderte sich die Blasmusikliteratur gravierend. Die sinfonische Blasmusik löste die klassische Blasmusik im Marsch- Walzerund Polkatakt ab. Einhergehend mit diesen Neuerungen fand in unserer Musikkapelle ein weiterer Generationswechsel statt. Das Durchschnittsalter der heutigen Kapelle beträgt 24 Jahre. Wurden früher die Musiker vom Kapellmeister persönlich angelernt oder waren überhaupt Autodidakten, so ist heute ein mehrjähriger Musikschulbesuch Voraussetzung für den Beitritt in die Kapelle. Jede Musikkapelle erwartet und erhofft sich natürlich eine Resonanz in ihrem Wirkungsbereich und darüber hinaus.
Um eine solche muss sich neben dem Kapellmeister auch die Vereinsleitung bemühen. Sie muss die wirtschaftlichen Grundlagen schaffen helfen und hat Sorge zu tragen, dass sich Gemeinde und Pfarre im notwendigen Umfang bereit erklären, die Musik zu unterstützen. Der jeweilige Obmann hat durch seinen Einsatz, durch sein organisatorisches Talent und durch das Gewicht seiner Persönlichkeit nicht nur die Repräsentation nach Außen wahrzunehmen, sondern auch die wirtschaftlichen Mittel zu schaffen. Die Jahre waren nicht immer so, dass man aus dem Vollen schöpfen konnte. Blättert man in den Sitzungsprotokollen, erfährt man, wie mit jedem Groschen – jetzt Cent – gerechnet werden musste. Vor allem Neueinkleidungen der Kapelle erschöpften die finanziellen Möglichkeiten zur Gänze und waren nur durch öffentliche Beihilfen möglich. Regelmäßige Neueinkleidungen sind erst seit den 50-er Jahren des vorigen Jahrhunderts bekannt. Bis in die 70er Jahre war die traditionelle Musikerkleidung eine Uniform. Danach wurde sie von der Trachtenkleidung abgelöst.